Mittwoch, 21. November 2012

mit Pepsi zu Size 0?

Die Kuriositätenküche hat wieder zugeschlagen. Nichts ahnend bewege ich mich durchs Web, als mich diese Schlagzeile erschlägt: "Abnehmen mit Cola!" - WHAT?
Jawoll, verspricht zumindest die Produktinformation der neuen Pepsi Special die vor einer Woche in Japan vorgestellt wurde.


Ahja, sieht jetzt nicht viel schlankmachender aus...
Das Geheimnis liegt - wo auch sonst - in den Zutaten. Die neue Pepsi enthält Dextrin und soll sich laut Hersteller wie ein Mantel um Nahrungsfette legen und so deren Aufnahme verhindern.

"Yay" werden sich jetzt viele denken, endlich abnehmen ohne ekelige Diätdrinks oder nerviges Kalorienzählen.
Pustekuchen sage ich dazu. Aus genau 3 Gründen:

1. Noch weiß keiner obs auch hilft.
Pepsi wirbt zwar damit die Fettaufnahme reduzieren zu können, tatsächlich am Menschen belegt wurde das jedoch nicht. 2006 zeigte eine Studie den Effekt lediglich bei Ratten. (hier nachzulesen) Ich kann euch beruhigen, Dextrine sind nichts schädliches und auch in unserer normalen Nahrung enthalten, aber ob sie echte Schlankmacher sind muss sich erst noch zeigen.

2. Der Konsument wird im Durchschnitt mehr essen.
Gewagte These wird sich hier der ein oder andere denken, mag sein. Ich habe jedoch meine Gründe.
Ein kleiner Hinweis: Screenshot der Japanischen Pepsi Homepage:

 
Oha, und genau hier liegt der Hund begraben. Abgesehen von der normalen appetitsteigernden Wirkung von Softdrinks, kommt hier auch noch der ausgetrickste Schweinehund hinzu.
"Ich darf ja jetzt essen, setzt ja nicht an". Wir schalten damit das letzte Quäntchen gesundem Menschenverstand ab, das die meisten noch davor bewahrt aufzugehen wie ein Hefekloß. Mal ganz davon abgesehen, dass wir uns noch ein Stückchen weiter von gesundem, bewusstem Essverhalten entfernen. Ich bezweifle auch, dass Pepsi dieses Getränk so wie es ist in den USA anbieten wird. Wenn die ersten Tausend Menschen festgestellt haben, dass sie dicker werden statt abzunehmen, wird es dicke Klagen hageln.

3. Es ist und bleibt ein Softdrink
Und Softdrinks erhöhen unseren Appetit, auch - oder gerade dann - wenn er zuckerfrei ist. Sie gaukeln unserem Körper vor, da kommt jetzt eine riesige Ladung Zucker. Der reagiert mit Insulinausschüttung, was den Blutzucker in den Keller rauschen lässt, und das viel stärker und schneller als es nach einer üppigen Mahlzeit kombiniert mit Wasser passieren würde. Konsequenz daraus: nach kurzer Zeit hat man wieder Hunger, und das obwohl man gerade den halben Tagesbedarf an Kalorien mit Burger, Pommes & Co gedeckt hat. Um so schlimmer, dass immer mehr Produzenten von Softdrinks diese mit Gesundheitspostulaten belegen um zu suggerieren sie seien besser als ihr Ruf. Eigentlich sind sie sogar noch schlechter als ihr Ruf.
Gerade bei Kindern wird dies verstärkt untersucht. Wer hierzu Interesse hat kann Go***e bemühen oder auch hier mal reinschauen.

Sollte das Ganze wirklich die propagierte Wirkung zeigen, sollte man noch einen Schritt weiter denken und an kurzfristige und langfristige Nebenwirkungen denken.
Abgesehen von der unbekannten Wirkung größerer Mengen Dextrin auf das menschliche Verdauungssystem, kann man von der eigentlich Wirkung auch Nebenwirkungen ableiten.
Nahrungsfette, die nicht mehr aufgenommen werden, müssen ja auch wieder irgendwo hin.
Wer schon mal eines dieser Medikamente in der Hand hatte, die bei Adipositaspatienten zur Therapieergänzung eingesetzt werden und ebenfalls die Fettaufnahme reduzieren, hat vielleicht einen Blick auf den Beipackzettel geworfen. Die häufigste Nebenwirkung - und dabei auch die unangenehmste - sind flüssige/breiige Fettstühle die oft "explosionsartig" auftreten und mit sehr starkem, plötzlichen Stuhldrang einhergehen. Und da sich Fett so nett durch kleine Lücken schleicht, landet auch gerne mal was in der Unterhose bevor man die Toilette erreicht. Diese darf man nach verrichtetem Geschäft auch sogleich Grundreinigen, weil sie aussieht als hätte man eine Flasche Olivenöl in der Schüssel verteilt.
Falls jetzt jemand auf die Idee kommt zu fragen warum ich das so genau weiß - macht doch mal ein Praktikum in einer stationären Einrichtung zur Behandlung von Adipositas ... man sieht mehr als man gerne möchte.
Langfristig ist die Anwendung solcher Medikamente niemals sinnvoll, denn viele Vitamine sind fettlöslich und können nur zusammen mit Fett aufgenommen werden. Es drohen also Mangelerscheinungen. Und da man den Konsum von Softdrinks so schlecht selbst kontrolliert und auch kein Beipackzettel dabeiliegt, den der ein oder andere vielleicht doch aus versehen mal durchliest, liegt die Gefahr für solche Mangelsyndrome bei diesen Softdrinks meiner Meinung nach sogar noch höher. Typischerweise sind Menschen mit einem Softdrinkkonsum in Litereinheiten pro Tag auch nicht unbedingt diejenigen die auf ausgewogene Ernährung Wert legen ( was nicht heißt es gäbe keine Ausnahmen).

Sollte es zur Einführung dieses Softdrinks kommen - ob er nun hält was er verspricht oder nicht - rate ich tunlichst jedem der es wissen will oder auch nicht dazu, die Finger davon zu lassen. Trinkt lieber ein Glas Wasser, das hat auch noch wichtige Mineralien und definitiv nichts was euch dick macht.

Genug für heute, das ist schon wieder mehr geworden als ich wollte. Genauer betrachtet ist es für ein so sensibles Thema aber eigentlich nie genug.

Mittwoch, 14. November 2012

Was hab' ich?

Es ist wohl kaum zu verbergen, dass ich in letzter Zeit wenig Muße und Muse zum schreiben habe. Das liegt unter anderem einfach auch daran, dass es wenig neues zu berichten gibt. Das Semester hat mich mit seinem ganzen Alltagstrott wieder. Der einzige große Unterschied zu den vorhergegangenen Semester ist meine plötzliche sportliche Aktivität. Mittlerweile bin ich bei 5 Trainingstagen pro Woche und zu den Pausen muss ich mich sogar zwingen.

Mangels Neuigkeiten möchte ich euch ein Portal vorstellen, bei dem auch ich ehrenamtlich aktiv bin:
"Was hab' ich?"
Diese kostenlose Plattform bietet Patienten an, Befunde, Arztbriefe oder Untersuchungsergebnisse und sogar Einzelbegriffe verständlich zu "Übersetzen", d.h. aus der Fachsprache eine allgemein verständliche zu machen, so dass Oma Erna auch endlich mal versteht warum sie nun eigentlich 5 Tabletten am Tag nehmen muss. Die Übersetzungen werden dabei von MedizinstudentINNen im mindestens 8. Fachsemester (d.h. 2 Drittel des Studiums ist schon vorbei) bzw. bereits praktizierenden ÄrztINNen übernommen.
Je nach Länge des Befundes und aktuellem Andrang dauert die Übersetzung von Tagen bis zu 2 Wochen. Längere Wartezeiten sind die absolute Ausnahme.
Die Übersetzung ist für die Patienten kostenlos, wer möchte kann "seinem" Übersetzer jedoch eine Spende zukommen lassen.
Besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, dass wirklich ausschließlich das übersetzt und ggf. erklärt wird was im Befund steht. Es werden keine Empfehlungen, Prognosen o.Ä. gegeben und auch keine Fragen wie "Sollte ich den Arzt wechseln?" oder "Welche Therapie ist für mich am besten?". Dafür sind die behandelnden Ärzte zuständig, und die Plattform erhebt nicht den Anspruch den Arztbesuch zu ersetzen oder die Patientenberatung zu übernehmen.

Warum ich mich hier ebenfalls als Übersetzerin engagiere?
In der Praxis ist es leider oft der Fall, dass wenig Zeit bleibt den Patienten alles haargenau zu erklären und auch komplexere Zusammenhänge darzustellen. Daraus resultiert Unzufriedenheit bei den Patienten, manche verlieren sogar das Vertrauen weil sie keine Ahnung haben warum genau sie jetzt noch 3 weitere Tage im Krankenhaus bleiben müssen oder eben unbedingt dieses Medikament nehmen müssen.
Gerade Patienten mit komplexen Erkrankungen und zusätzlichen Risikofaktoren müssen die Zusammenhänge aber verstehen damit für sie auch die Behandlung Sinn macht. Und seien wir doch ehrlich, wer möchte sich gerne von einem Arzt behandeln lassen, wenn man gar nicht weiß warum.
Zum anderen geschieht das natürlich auch nicht ganz uneigennützig, denn nicht jeder Befund beinhaltet ein für mich vertrautes Thema. Also muss ich mich erst einarbeiten, das entsprechende Buchkapitel lesen und wie wir alle wissen, was wir mehr als 2 mal hören/lesen/sehen bleibt besser hängen.